P. Joseph Marie Perrin OP
1905 in Troyes (Frankreich) geboren, hat P. Perrin eine glückliche Kindheit in einer christlichen Familie. Doch es gibt Ereignisse, die sein Leben erschüttern: der Tod seines Vaters im Krieg 1914 und eine Augenkrankheit, die eine fortschreitende Blindheit mit sich bringt. Diese scheint seinen Wunsch, Priester zu werden, den er während der Exerzitien zu seiner Erstkommunion verspürt hat, zu verhindern.
Die Gnade Gottes öffnet durch die mutige und auf die Vorsehung Gottes vertrauende Entscheidung der Verantwortlichen dem jungen 17jährigen Blinden ohne Umwege den Weg in den Dominikanerorden.
Seine Intelligenz und sein außergewöhnliches Gedächtnis, ein bis zu den letzten Minuten seines Lebens bewahrter wissbegieriger Geist, die Freude an der Anstrengung und dem Voranschreiten lassen ihn die Schwierigkeit überwinden, die seine Behinderung hätte verursachen können. Sein feinfühliger Humor, eine perfekte Erziehung und sein zutiefst vorhandener Wunsch, Gott zu gefallen, vereinfachen, was kompliziert sein könnte.
Er wohnt hauptsächlich im Kloster von Marseille oder in jenem von Montpellier oder, indem er mit seiner Gemeinschaft in Verbindung bleibt, in Häusern, die für seine Behinderung geeignet sind.
Im Widerstand aktiv, half er Juden Frankreich zu verlassen und wurde 1943 von der Gestapo inhaftiert. Sein Engagement wurde durch die ehrenvolle Auszeichnung " Gerechter unter den Nationen" vom Staat Israel anerkannt. In dieser Zeit schließt er auch Freundschaft mit Simone Weil, einer jüdischen Philosophin. Sie beschreibt ihn sehr richtig als "den frohen Pol des Christentums, den die Dreifaltigkeit erleuchtet und aus dem der hl. Johannes ausstrahlt“.
Seit seinem Noviziat ist P. Perrin tief beeindruckt vom Wort Christi „Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich euch“ (vgl. Joh 15,9). Er macht die Freundschaft Gottes der, „geliebt sein will, weil er liebt“ und das Mühen um das geistliche Eins werden mit Christus zum Zentrum seiner Berufung. Aus dieser gelebten Liebe wächst die apostolische Arbeit als Frucht, aus der Kontemplation die Aktion.
Aus der Liebe des heiligen Dominikus schöpfend und der heiligen Katharina von Siena folgend hat er die Überzeugung gewonnen, dass dieses Ideal durch Laien in der Welt gelebt werden kann. Der Herr hat ihm Juliette Molland geschickt, eine Laienchristin, die diesen Ruf gehört hatte: "Ich brauche Heilige mitten in der Welt." Mit Juliette hat er diese Idee vertieft, dass, so wie die heilige Katharina von Siena, sich Laien Gott schenken können für die Kirche und für die Welt, in ihrem von der Vorsehung bestimmten Milieu. Kontemplativ und apostolisch leben sie unter dem Blick des Vaters, der ins Verborgene sieht.
In einem Brief vom 19. November 1973 bestätigt Juliette: "Am Ursprung stehen eine Laiengnade und eine priesterliche Gnade".
Von 1937 bis 1940 formen Juliette und P. Perrin die neu entstandene Gemeinschaft durch die Lebensregel und viele andere Schriften.
Ab 1940 bis 1975 versieht P. Perrin seinen Dienst als Mitbegründer von Caritas Christi und zugleich als General-Priesterassistent des Instituts. 1944 präsentiert P.Perrin mit Solange, der damaligen Generalverantwortlichen, die Konstitutionen dem Hl. Stuhl in Rom. Sie werden approbiert. Juliette hatte sich von allen Ämtern zurückgezogen.
Am 19. März 1955 wird die Union Caritas Christi ein Säkularinstitut päpstlichen Rechtes.
P. Perrin hat die ganze Welt bereist, um diese Berufung bekannt zu machen und darüber hinaus hat er einer Anzahl von Gruppen mit ähnlichem Ideal geholfen. Intensiv hat er die Kontakte mit zahlreichen Mitgliedern von Caritas Christi und mit befreundeten Priestern gepflegt. Durch Allgemeine Rundbriefe und weitere Schreiben an Caritas Christi sowie die im Jahr 1973 veröffentlichten „Grundanliegen von Caritas Christi“, in denen die zentralen Momente der Gemeinschaft dargestellt sind, hat er entscheidende Beiträge zur Stärkung der Mitglieder und zur Verbreitung der Kenntnis der Gemeinschaft geleistet. Im Jahr 1975 hat er sich zurückgezogen. P. Perrin war bei den Generalversammlungen 1986, 1922 und 1998 anwesend.
Die Berufung ist in Frankreich geboren und in der ganzen Welt zum Blühen gekommen. P. Perrin hat eine immense Arbeit geleistet, um der Kirche verständlich zu machen, dass auch die Laien, die in der Welt leben, zur Heiligkeit berufen sind. Das II. Vatikanische Konzil hat bestätigt, was er vorausgedacht und bekannt gemacht hat.
Einige Tage vor seinem Tod war das letzte Wort von P. Perrin an die Generalverantwortliche des Instituts jenes der Gründung von Caritas Christi "aimer et faire aimer" d.h. "zu lieben und zu schauen, dass die Liebe wächst" – das ist alles.
Er hörte nicht auf zu wünschen, dass die Gnade des Charismas von Caritas Christi, die Juliette, ihm und den ersten Zehn anvertraut war, immer mehr Gestalt gewinnt und sich weit ausbreitet. Das war zugleich seine Sorge und seine Freude, wie ein Staffelläufer am Ende seiner Strecke die Staffel weitergibt.
Seit dem 15. April 2002 ruht er nach seinem Wunsch in der Erde der Provence, in Ste. Baume, unter dem Schutz der heiligen Maria Magdalena, im Friedhof der Dominikaner, neben Pater Vayssière, der für ihn wegweisend war.